Fotobox selber bauen

Fotobox selber bauen:

Mal ist sie “In”, mal ist sie “Out”, aber dennoch der Renner auf jeder Hochzeit und auf jeder Party. Auf Weihnachtsfeiern darf sie natürlich auch nicht fehlen! Die Fotobox! Oder vielen auch als Photobooth bekannt. Hier zeige ich Euch, wie man eine Fotobox selber bauen kann. Oder besser gesagt… wie ich es gemacht habe.

Fotobox kameraKamera

Zuallerst braucht man ein Grundkonzept. Ich empfehle Euch unbedingt eine DSLR Spiegelreflex Kamera zu benutzen. Dafür reichen auch schon die kleinen Modelle von Nikon, wie die D3500 inkl. Kitobjektiv*. Ich hatte eine Nikon D5600* “über” und nutze diese dafür. Die Bildqualität ist noch einen Ticken besser. Die zusätzlichen Funktionen sind für den essentiellen Betrieb der Fotobox aber nicht nötig. Dazu am besten einen IR-Funkauslöser. Ich persönlich finde den Amazon Basics Auslöser* von der Haptik her schöner als den original Nikon ML-L3 Auslöser*. Und billiger ist er zudem auch noch. Die Batterien halten ewig.

Steuerung der Kamera

Als nächstes solltet Ihr Euch entscheiden, wie Ihr die Kamera steuern wollt. Das heisst im einzelnen, welche Software und dadurch meist auch welche Hardware Ihr dazu benutzen wollt. Die meisten Photobooth Systeme arbeiten wohl mit Notebooks oder Mini PCs*. Letztere gibts relativ günstig, passiv gekühlt (Thema Lautstärke) und mit aktuellem Windows 10 Betriebssystem. Welchen Ihr nehmt ist zwar nicht grundlegend egal, aber der Mini-PC der mit Windows 10 zurecht kommt, kommt auch mit der Fotobox Software zurecht. Dazu benötigt Ihr noch ein Display mit Touchscreen*. Die Größe ist dabei relativ egal, ich würde Euch ab 11 Zoll empfehlen. Damit man auch etwas sieht.

Wer noch weiter sparen möchte schaut sich Lösungen mit einem Raspberry Pi an. Hier bin ich allerdings raus. Mehr als eine Allsky Camera und die Software für meine 3D Drucker habe ich darauf nicht am Laufen. Ich selbst nutze ein Lenovo Yoga 2 Notebook* mit 13 Zoll Bildschirm und Touchscreenfunktion. Mein Modell kann ich Euch leider nicht verlinken, da es schon etwas älter ist. Sucht Euch einfach aus der Liste etwas aus. Die Touchscreen Funktion ist dabei wichtig! Denn damit nehmt Ihr die Einstellungen in der Software vor.

Fotobox Software

Es gibt einige Programme auf dem Markt, die Euch beim Fotobox selber bauen gute Dienste erweist. Unter anderem seien hier Sparkbooth* und Breeze Booth* genannt. Allerdings sind diese teilweise recht kompliziert oder in der Funktion eingeschränkt. Mein Favorit ist DSLR-Booth*. Die Software kostet in der Standard Version 59$ (Stand Januar 2020) und in der Pro Version 159$ pro Jahr. 159 Dollar pro Jahr klingen erstmal recht viel, aber wer seine Fotobox vielleicht sogar gewerblich nutzen möchte hat das bestimmt schon bald wieder drin. Wer auf Greenscreen und andre Spielereien verzichten kann, dem reicht sicher auch die Standard Version.

Und noch ein kleiner wichtiger Hinweis! Ist die Lizenz, die immer für ein Jahr gilt abgelaufen, könnt Ihr die Software dennoch uneingeschränkt weiternutzen. Was entfällt ist der Support und weitere Updates. Ich kann Euch sagen, dass die Funktionsvielfalt sehr groß ist und wenn DSLR-Booth bei Euch einwnadfrei läuft, könnt Ihr auch einige Updates überspringen. So handhabe ich das zumindest.

fotobox accessoiresSonstige Technik & Accessoires

Grundsätzlich hätten wir jetzt alles was wir brauchen, aber fehlen nicht noch ein paar Sachen? Richtig. Wir benötigen noch passende
– Kabel (HDMI Kabel*, USB Kabel*)
USB Hub* (falls euer Notebook oder Mini PC zu wenig Anschlüsse hat)
– Fotobox Drucker (Nice to have aber nicht so wichtig)
Accessoires* (Umso durchgeknallter umso lustiger!)

Fotobox Drucker

Waaaaas??? Schreibt der Kerl da wirklich, dass ein Drucker nicht wichtig ist? Richtig! Das ist wirklich die Erfahrung die ich so im Laufe der letzten Jahre gemacht habe. Wer dennoch nicht auf einen Drucker für die Fotobox verzichten möchte, hat grob drei Möglichkeiten. Einen Tintenstrahldrucker mit dem man sich wohl meist mehr ärgert als einen Nutzen davon hat oder Thermodrucker. Bei den Thermodruckern müsst Ihr Euch wohl oder übel entscheiden, ob Ihr sparen wollt und eure Gäste zum Teil eine Minute auf den Ausdruck warten. Oder ob Ihr richtig Geld in die Hand nehmt und dafür nur ca 7 bis 9 Sekunden pro Bild wartet. Ich habe beides ausprobiert.

Relativ günstig in der Anschaffung sind die Canon Selphy Modelle*. Platzsparend sind sie ausserdem noch. Als Nachteile seien unbedingt die doch lange Wartezeit für ein Bild genannt, die bei rund einer Minute liegt und man wird sicher Papier nachlegen müssen. Und das des öfteren.
Auf der andren Seite stehen dann die Profimodelle wie zum Beispiel der Mitsubishi CP-D70W*, ein richtig fleißiges Bienchen! Oder doch eher eine Hummel, denn der Drucker ist ein ganz schöner Brummer mit satten 12,5 kg Lebendgewicht  Produktgewicht. Dafür schmeisst er Bilder unter 10 Sekunden aus, hat eine noch bessere Bildqualität und eine große Papierrolle intus. Diese sollte für eine Partynacht reichen. Übertreiben kann man es aber immer!

Ich habe beides getestet und der Mitsubishi ist wirklich toll, aber auch sehr schwer. Mit Selbstbaugehäuse drumrum kommt er dann schon auf 15 kg. Da Ausdrucke für meine Kunden nicht wirklich relevant sind, nehme ich wenn es denn sein muss einen kleinen, älteren Selphy mit. Ansonsten kommen die Bilder in eine passwortgeschützte Onlinegalerie auf meiner Homepage*.

Blitz

Zur besseren Ausleuchtung und für eine gleichmässige Helligkeit empfiehlt es sich einen Blitz zu benutzen. Es gibt Lösungen mit einfach Aufsteckblitzen, aber nichts ist ärgerlicher als leere Akkus. Deswegen benutzt lieber einen kleinen Studioblitz*. 100Watt reichen, mehr muss definitiv nicht sein! Diesen könnt ihr platzsparend mit ins Gehäuse bauen (davor eine kleine Milchglasscheibe oder Acrylglasscheibe mit Milchglasfolie setzen) oder oben drauf setzen. Diejenigen die ihn oben aufs Gehäuse setzen, werden eine faltbare (!) Softbox* benutzen um das Licht etwas weicher zu gestalten. Der typische Fotobox Look entsteht aber wirklich erst durch direktes Licht von vorne. Ausserdem macht das die ganze Sache platzsparender. Also: Am besten innen verbauen.

Alternativ könnt ihr auch eine starke Dauerleuchte* benutzen. Ich habe das anfangs mal getestet, weil ich mir eingebildet habe, die Blitzerei könnte die Gäste stören. Alles Käse, benutzt einen Blitz! Sparfüchse benutzen dann trotzdem LED Video Leuchten*.

Heiner Weiss FotoboxGehäuse und Deko selber bauen

Dies ist wahrscheinlich der schwierigste Teil für die Meisten von Euch. Weil man hier auch ein wenig handwerklich begabt sein sollte. Andrerseits habt Ihr hier auch die Möglichkeit, Euch richtig auszulassen! Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ich habe mich für die Bauweise aus Aluprofilen entschieden. Man plant vorher ein wenig die Maße, Zwischenböden auf denen das Notebook steht und dann die Kamera/der Blitz befestigt wird. Als Böden habe ich mich für 4mm Bretter aus dem Baumarkt entschieden. Ebenso sind die Seitenteile daraus gebastelt. Diese besitzen ein weißes Furnier. Die Bretter werden ganz einfach in die Nuten der Aluprofile geschoben. Und schon hat das Ganze ein Gesicht.

Unten vorne habe ich der Box zwei Gelenkfüße* verpasst. Damit kann ich sie den Bodengegebenheiten anpassen. Auch ein Fließenboden ist oft nicht optimal gerade. Hinten habe ich ganz normale Rollen angebracht. So kann ich die Fotobox vom Auto bis zur Location bequem hinter mir herziehen.
Ich habe auch schon Lösungen gesehen, bei denen die Hardware in Pflanzkübeln, alten Weinkisten, oder Flightcases verbaut wurden. Ein wenig Eigeninitiative kann hier sehr viel Geld sparen.

Fazit:

Schaut man sich Fertiglösungen an, sind diese meist teuer. Ab rund 1500 Euro bis weit über 5000 Euro kann man hier für eine halbwegs vernünftige Fotobox schon ausgeben. Allerdings sind die Einsteiger Boxen schon spartanisch ausgestattet. High End Fotoboxen haben dann sogar Ihre eigenen WLAN Router mit SIM Karten Einschub* um Bilder gleich in die sozialen Netzwerke posten zu können.

Ich selbst halte davon nichts, denn zu schnell sind peinliche Bilder öffentlich gepostet. Rechnet man nun alles zusammen und schaut beim Einkauf aufs Geld, beweist dazu noch ein wenig handwerkliches Geschick, so wird man weit unter dem Preis von Fertigboxen bleiben. Hat zudem eine Hardware die man im Notfall selbst reparieren kann, weil man sie selbst zusammengebaut hat und… Die Fotobox sieht auch noch so aus wie man es sicht wünscht und muss kein vorgefertigtes Design nehmen. Ich habe mir zum Beispiel mit einem Cameo Silhouette*  Plotter den Firmennamen bzw. das Logo als Aufkleber geplottet und damit die Fotobox beklebt.

Und wie siehts bei Euch aus? Habt ihr schon eine eigene Box gebaut? Habt Ihr Fragen zum Fotobox selber bauen? Schreibt mir eine eMail oder hinterlasst gerne einen Kommentar.